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Mail an Bernhard

 Bernhards Leben als

 Gymnasiast

 

Nachdem mein großer Bruder schon ganz selbstverständlich das humanistische Gymnasium in Freiburg, das Berhold-Gymnasium besuchte, wollen die Eltern auch den zweiten Sprössling dort sehen.

 

Das waren aus heutiger Sicht recht ungewöhnliche Zeiten: Das Gymnasium war nachkriegsbedingt ausgelagert - es war erst 1953 - ins Gebäude des ehemaligen Friedrichs-Gymnasium, einem roten Sandsteingebäude aus dem 19. Jahrhundert. Da es eigentlich zu klein für das gleichzeitig dort untergebrachte Goethegymnasium, eine reine Mädchenschule, war, hatten wir erst nachmittags Schule. Außerdem war der Schuljahrsbeginn zuerst an Ostern, es gab ein Kurzschuljahr, mit dem auf Herbst umgestellt wurde.

 

Ich weiß nicht, was meine Legasthenie, die man damals ja noch gar nicht kannte, mit mir alles angestellt hat. Ich bedauere aber meine Mutter noch heute, wie sie verzweifelt mit mir um Rechtschreibung rang. Da der ganze Sprachunterricht sehr auf Anwendung von Regeln aus war und damit recht theoretisch, hatte ich spätestens in der Quinta Probleme mit dem Latein.

 

Meine Eltern schickten mich vom humanistischen Bertholdsgymnasium zur privaten Angellschule und später zum Progymnasium nach Breisach. Dort blieb ich bis zu mittleren Reife.

 

Die Angellschule war eine Privatschule, die "schwierige" Kinder aufnahm. Sie hatte damals einen recht kleinen Grundschulzweig und je eine Klasse von Sexta bis Untersekunda (heute 5. bis 10.), das Ziel war die Mittlere Reife, also der Realschulabschluß. Dort war Englisch die erste Sprache gewesen und Französisch kam in der Quarta (glaube ich) hinzu. Ich musste also Englisch nachholen, der Englisch-Lehrer Bittner blieb mir eigentlich vor allem deswegen im Gedächtnis, weil er uns die ersten englischen Volkslieder beibrachte. (Noch heute gehört "In Dublins fair City" zu meinem Standard-Repertoire, das ich auswendig kann.)

 

Da hatte man nachmittags betreute Hausaufgaben. Die wurden meist von Frau Angell persönlich überprüft, und wenn die nicht sauber waren, durfte man nochmals anfangen. Nur wenige Fehler wurden als korrigierbar angesehen.

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Das hatte zur Folge, dass ich als Fahrschüler recht viel Zeit in Freiburg verbrachte und recht viel herumstromerte. Ich war natürlich in allen Geschäften unterwegs, ganz besonders aber hatte es mir ein Bastelladen in der Eisenbahnstraße direkt am Rathausplatz angetan (heute ist da die Volksbank Freiburg drin).

 

Dort gab es vor allem Modellbausätze: Flugzeuge, Schiffe usw. Das aber war mir zu teuer: ich interessierte mich mehr für Elektronik (hieß damals noch nicht so) Ich baute mir aus Teilen, die ich mir da besorgt hatte, Detektoren zusammen und lernte die Anfänge der Rundfunktechnik. Schon bald kamen Röhren hinzu, die man aus auszuschlachtenden Radios bezog. Passende Widerstände und Kondensatoren fand man natürlich auch, Spulen wickelte man von Hand.

 

Was ich mir allerdings recht regelmäßig leistete, waren die "Hobby"-Hefte, die man dort auch verkaufte. In Ihnen standen nicht nur alle möglichen Geschichten und Bauanleitungen, sondern dort wurden auch immer die neuesten Entwicklungen vorgestellt. So war mir das Prinzip der Atombombe schon recht früh bekannt, die neuesten Entwicklungen zur Luft, zur See oder im Automobilbau waren mir vertraut. Selbst die Laser-Technik war dort beschrieben.

 

Und irgendwann in den End-Fünfzigern gab es dann die ersten Transistoren. Da war im "Hobby" schon einiges drüber gestanden. Und ich weiß noch bis heute: für den ersten Transistor gab ich fast mein gesamtes Taschengeld aus: 4,50 DM. Und davon brauchte ich gleich zwei, denn die Erweiterung meines Detektors war nur so zu haben.

 

Einen Kopfhörer hatte mir mein Vater schon aus dem "SPIM" besorgt. Die hatten dort recht viel Material aus alten deutschen Armeebeständen. Irgendwann merkte mein Vater, dass ich mich für die Elektronik interessierte und er unterstützte mich ab da auch. Vor allem erfuhr ich recht viel über Röhren von ihm. Dass ich schon Transistoren besaß und mit ihnen herumexperimentierte, kam ihm dann doch recht überraschend: er war er doch der Meinung, das wäre noch viel zu teuer und außerdem geheim.

Die Fahrschulzeit brachte aber auch eine Veränderung - oder besser Reifung - zumausbruch: ich war immer ein wenig Außenseiter gewesen und übte mich nun sehr, sehr oft im Beobachten von Menschen und Dingen. Ich konnte stundenlang im Wartesaal am Freiburger Hauptbahnhof sitzen und nichts tun, als den Menschen zuzusehen. Ich lernte Penner und ihr Schicksal kennen, ich lernte die Gespräche einfacher Leute kennen und ihren Inhalt einzuschätzen. Und ich lernte, Dialekte zu unterscheiden.

 

Es war mir immer ein Bedürfnis, aus dem Gespräch herauszuhören, woher jemand kam: ich versuchte aus dem Dialekt, dem Tonfall herauszuhören, was für ein Landsmann er war und dies später aus dem Gespräch, das er mit Nachbarn führte, meine Vermutungen bestätigt zu bekommen.

 

Da gab es natürlich auch den Dialekt, den ich recht ausführlich in seinen Ausprägungen kennen lernte. Ein recht schönes Zwiegespräch erlebte ich einmal zwischen zwei Bauersfrauen:

 

"Wo kunnsch här?" fragte die eine. Darauf die andere: "Uff'm Märkt bin i gsii!" -

"Un was hesch gmacht?" fragte die erste weiter. "Zibbli han i verkauft!" war die Antwort. "Hä? Was hesch verkauft?" - "Zibbli" - "Was isch au dees?" fragte die erste wieder. "He, wie sage ihr derzue? Kleine Hiäner, Bibbili, oder waas?" kam dioe Antwort. "Hejo, bi uns sait mer Bibbili!" - Später stellte sich heraus, daß die erste aus Vörstetten kam, die zweite vom Kaiserstuhl, also mit Mühe 10 Kilometer auseinander!

 

Diese meine damals entwickelte Art, Menschen von ferne zu beobachten und nicht sich einzumischen, mich im Hintergrund zu halten, wurde mir später oft mit Distanziertheit oder gar Hochnäsigkeit und Überheblichkeit ausgelegt. Das fand ich immer als sehr kränkend, wollte ich doch nur zuhören und mir meine Meinung bilden.

 

Ein guter Zuhörer war ich dann wohl mein Leben lang und habe damit auch einige Vorteile gehabt: offenbar mögen die Menschen das, auch wenn man sein Urteil nicht direkt auf den Lippen trägt. Manchmal habe ich damit auch bei Frauen Probleme, weil sie diese Zurückhaltung mit mangelnder Ehrlichkeit verwechseln. Dabei habe ich gelernt, dass man mit zuhören oft besser ankommt, als sich einzumischen. Manchem Streit bin ich dadurch aus dem Wege gegangen!

Einen Kameraden lernte ich damals auch schätzen: Thomas Menzel. Ich weiß nun nicht mehr, ob er mich zu dem Hobby-Laden brachte oder ob ich ihm davon erzählte, jedenfalls war sein Hobby der Flugzeugmodellbau. Er hatte sich auf Segelflieger spezialisiert und kannte sich recht gut in der Bearbeitung von Balsaholz aus. Ich ließ mich davon zeitweise anstecken, aber so richtig habe ich das eigentlich nie betrieben. Immerhin, ein Segelflugmodell trimmen wurde mir geläufig.

 

In einer späteren Phase habe ich dann Papiermodelle aus Heftumschlägen zusammengeklebt und mein Ehrgeiz war, sie auch flugfähig zu machen. Als Vorbilder kamen alle Modelle aus dem zweiten Weltkrieg in Betracht, so habe ich Stukas, Jus und Spitfires zusammengeklebt, auch schon mal ein Maschine mit Doppelrumpf. Die Größe wurde nur begrenzt durch die Heftumschläge: die Meisten Flügel waren halt nur DIA-A4 lang. Auf das Äußere legte ich nicht so viel wert: Bemalung war überflüssig, es ging ums Fliegen.

 

Mit Thomas Menzel habe ich aber auch recht viel diskutiert. Wir haben uns über den Weltkrieg unterhalten und ich lernte, was Auschwitz, Dachau oder Bergen-Belsen war. Ich verstehe noch heute nicht, warum unsere Eltern uns diese düstere Kapitel Deutschlands überhaupt nicht vermittelten. Einen Großteil ihrer jungen Erwachsenenzeit hatte dieser Krieg ihnen geraubt, sie mussten Entbehrungen hinnehmen, und wenn ich die Bilder von damals anschaue, waren sie wohl auch nicht gerade wohlgenährt.

 

Gut, Vater war in der Luftwaffenerprobungsstelle in Rechlin gewesen und als theoretischer Physiker schon damals mit Ionosphärenforschung beschäftigt. Als Offizier war er natürlich privilegiert, aber unser Leben verlief doch insgesamt recht bürgerlich. Wir hatten auch keinen direkten Kontakt mit Kriegshandlungen, er übrigens auch nicht. Selbst die Bomber flogen nur über uns drüber und warfen höchstens mal überflüssige Bomben in die Wälder rundum ab.

 

Ansonsten hatte ich schon den Eindruck, dass wir ein recht offenes und aufgeklärtes Verhältnis mit den Eltern hatten, wir konnten auch schon mit ihnen diskutieren, aber Krieg an sich war irgendwie tabu. Vater war auch recht lange der Meinung, die Wehrmacht - zumal die Luftwaffe -  habe mit den "Sauereien" der Nazis nichts zu tun. Heute wissen wird es besser.

 

Diskussion war schon recht wichtig. Und was wir damals, Thomas Menzel und ich, erstmals durchackerten, habe ich später intensiv mit Roger Wolter fortgesetzt. Davon aber später. Meiner Zeit in Breisach habe ich eine eigene Seite gewidmet.

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Krönender Abschluss meiner schulischen Laufbahn war das Keppler-Gymnasium in Freiburg, wo ich auch das Abitur ablegte. Aber es fing recht einfach an: die Mittlere Reife hatte ich in Breisach abgelegt, eine Fortführung kam nur in Freiburg in Frage. Dort gab es als "Neusprachliche" Gymnasien das Rotteck und das Keppler. Warum das Keppler dann gewählt wurde, weiß ich nicht mehr. Vielleicht lag es am ND, weil da einige Kameraden schon von dort stammten. Außerdem war wohl die naturwissenschaftliche Ausrichtung wichtig: das Rotteck hatte wohl mehr eine sprachliche Ausrichtung.

 

Dort - am Keppler - jedenfalls war es schon einigermaßen anders, als ich es bis dahin gewöhnt war: Es gab nur Buben (was tun die miteinander?) und es gab die Leute aus der ND-Jugendgruppe, vor allem Roger. Wir beide freundeten uns recht an und unternahmen auch einiges miteinander, aber irgendwie wollte ich mein Abitur recht schnell hinter mich bringen.

Probleme hatte ich weiterhin mit Sprachen, besonders mit Französisch. In einer der beiden Sprachen hatte ich immer eine 5. Erst im Abitur schaffte ich in beiden die 4, in französisch gar die 3.

 

Das lag auch an meinem Zimmerkameraden Gerard Tometi aus Togo. Ihn hatte Vater geholt, weil er in Togo eine Referenzstation für die Ionosphärenforschung aufbauen wollte. Gerard hatte in Togo die Ausbildung zum "Instituteur", also dem Grundschullehrer gemacht: dazu war kein Studium nötig. Er hatte erst in der Grundschule französisch gelernt und hatte sich durch Fleiß ausgezeichnet.

 

Man hatte ihm ein Studium in Deutschland versprochen und er kam erst mal nach Mühlheim/Ruhr um Deutsch zu lernen. Von dort aus wurde er wohl Vater empfohlen und so kam er nach Südbaden.

 

Zuerst suchte man mit und für ihn ein Zimmer in Breisach. Dort gab es zwar Zimmer, aber die waren ganz schnell schon vergeben, wenn man sah, dass Gerard schwarz war. Nun, ich war ja in Breisach zur Schule gegangen und kannte die Ängste in der Bevölkerung: es waren einige unschöne Dinge - einschließlich Mord - von farbigen französischen Armeeangehörigen verübt worden. Aber dass man da so pauschalierte, verstanden wir überhaupt nicht.

 

Gerard wurde also im Hause Rawer aufgenommen. Da da eigentlich bei 7 Kindern kein Zimmer frei war, wurde eines für Tom unterm Dachfirst ausgebaut und Gerard kam mit mir aufs Zimmer: ich hatte die Aufgabe mit ihm abends, wenn er heim kam, französisch zu sprechen. (Das rettete mir mein Abitur!)

 

Ich lernte durch ihn auch sehr viel über Afrika, auch über afrikanische Denkweise, auch die religiösen Vorstellungen lernte ich kennen: Christlicher Glaube war unterlegt mit einem Naturglauben, über den ich mich immer nur wunderte. Aber Gerard war sehr davon überzeugt, dass man z.B. jemanden etwas anhexen konnte.

 

Ansonsten aber war unser Miteinander recht harmonisch, zumal er seinen Freundeskreis in Freiburg hatte. Ich war ja immer noch Fahrschüler, aber immer öfter benutzte ich abends auch schon mal das Fahrrad, um nach Freiburg zu kommen. Waren ja gerade mal 5 Kilometer bis Wildwest, und nochmals soviel bis zur Penne. Es kam auch schon mal vor, dass man den letzten Zug verpasste. Dann konnte man noch mit dem Bus bis FR-West fahren, aber dann war Laufen angesagt.

 

Es war üblich, dass man unterwegs schon mal von einem Auto oder einem Motorrad aufgegabelt wurde und dann die kurze Fahrt bis Hugstetten viel schneller als erwartet hinter sich brachte. So hielt auch einmal in einer Vollmondnacht nahe dem Gedenkkreuz für den Eisenbahnunfall im 19. Jahrhundert eine schwarze Mercedes-Limousine. Darin war nichts zu sehen, außer einigen weißen Augenpaare. Mir wurde sehr blümerant zu Mute, und hätte ich nicht die vertraute Stimme von Gerard vernommen, hätte ich bestimmt Reißaus genommen!

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SeitenanfangSeite erstellt von Bernhard Rawer